Die Aidshilfe Hamburg ist mit ihrer aktuellen Kampagne "Vielfalt ist alternativlos. Kein Rassismus. Kein Antisemitismus." an den Start gegangen. Warum sie das tut und welche Hoffnungen sich damit verknüpfen? Zur besseren Einordnung beantwortet Christian Giebel (Komunikation / Bürgerbewegung) alle aufkommenden Fragen.
Ihr engagiert Euch jetzt auch gegen rechts?
Wir haben damit nicht erst 2024 angefangen, sondern sind schon seit immer sehr klar in unseren Aussagen. Wir versuchen, so oft es uns möglich ist, aktive Teilnehmerin auf Demos zu sein, sind in Bündnissen, unterstützen Aufrufe und supporten Aktionen. Wir weisen jede am Ehrenamt interessierte Person im Erstgespräch deutlich auf unsere Positionen hin und haben das auch in unseren Leitlinien verankert. Besonders auf SocialMedia sind unsere Botschaften schon immer auch recht deutlich. Diese Kampagne ist nun allerdings der aufwendigste Move, den wir zu dem Thema jemals gemacht haben. Und das fühlt sich sehr gut an.
Und warum das Engagement?
Also, wer noch nicht mitbekommen hat, dass wir massive Probleme mit Rassismus und Antisemitismus haben, könnte sich diese Frage vermutlich stellen.
Ok, anders: warum die Aidshilfe Hamburg?
Das ist tatsächlich eine komplexe Frage. Zunächst vielleicht: Diskriminierungen, Feindseligkeiten, gegenüber Personen, aufgrund von ethnischer und/oder religiöser Zugehörigkeiten und Gruppen und auch der sexueller Identitäten, lehnen wir grundsätzlich ab. Period !
Es ergibt sich aber auch aus der Arbeit heraus und muss in der DNA von Aidshilfe liegen, "gegen rechts" zu sein. Ohne die Ideen von Vielfalt und Diversitäten, die bestimmte Gruppierungen ablehnen, verleugnen und verstummen lassen wollen, könnten wir keine erfolgreiche Präventionsarbeit umsetzen. Wie sollte das funktionieren, wenn nicht mehr alle Inhalte thematisiert werden dürften, die die Lebenswirklichkeiten von Menschen betreffen? Sexuelle Bildungsarbeit wäre dann vorbei.
Dann gibt es also einen Zusammenhang zwischen Rassismus und Gesundheit?
Sogar ganz konkrete Auswirkungen. Das hat der Nationale Diskriminierungs- und Rassismusmonitor mit seinem Bericht vom November 2023 eindrücklich belegt. Es sind traurige Ergebnisse.
Da wird ganz klar, dass gesundheitliche Beschwerden rassistisch markierter Personen von Ärzt*innen nicht ernst genommen werden. Aus Angst vor Diskriminierung verzögern oder vermeiden Menschen mit Rassismuserfahrung eine notwendige Behandlung. Das ist unter anderem bei HIV natürlich irgendwann eine Katastrophe ! Und dazu kommt, je häufiger Menschen Diskriminierungen und/oder Rassismus erleben, desto stärker fallen die Hinweise auf eine Angststörung und depressive Symptome aus.
Ihr startet mit den Motiven bewusst zur Europawahl
Wir haben die Kampagne schon im Herbst geplant, noch bevor irgendwelche gruseligen "Re-Migrationsphantasien" diskutiert wurden. Aber es hat uns nochmal sehr darin bestätigt, uns im Wahljahr und auch darüber hinaus zu engagieren und zu sagen: Time for Widerstand is now ! Zumal das diesjährige Pride Motto "5 vor 12. Du und ich gegen Rechtsdruck."das Thema ja auch noch aufgenommen hat. Daher werden wir unser beindruckendes Banner am Haus bis Ende August hängen lassen und unsere Botschaft damit in die Communities, die Stadt und den Erdkreis schreien: Kein Rassismus. Kein Antisemitismus. Wir werden Teil der Demo sein und auch an unserem Stand auf dem Pride-Fest unser Kampagnenmaterial dazu verteilen.
Wählt Community tatsächlich auch rechts?
Ich habe letztens von einer Studie gehört die sagt, dass sich bis zu 3% aller befragten LGBT vorstellen können, die AfD zu wählen. Bei einer Umfrage unter Gayromeo Usern* lag das Ergebnis bei 20% ! Ist nichts Repräsentatives, das ist mir schon klar. Aber wenn nur die Hälfte derjenigen das umsetzt...das werd ich einfach nie verstehen. Dazu liegt das Wahlalter bei der Europawahl bei 16. Und auch da sagen Erhebungen eine hohe Zahl von "Symphatisierenden" voraus. Also, das wird eine harte Nummer, wenn wir nicht gemeinsam dagegensteuern.
Ihr nutzt Bilder. Warum die drei Motive?
Wichtig ist die Botschaft. Die Hoffnung ist, dass wir sie mit unterschiedlichen Motiven, unterschiedlichen Zielgruppen zugänglich machen können. Weder Rassismus, noch Antisemitismus haben einen Platz bei uns.
Es gibt eine "RegenbogenFaust", die sich gezielt an die LGBTIQ* Communities wendet. Lasst uns endlich gemeinsam gegen den politischen RollBack fighten. Der Satz "Deine Freiheit hat Geschichte" ist wichtiger denn je. Das muss ständig verteidigt werden.
Die "Sprechblasen" sind eine Aufforderung an Allys, die sich vielleicht (noch) nicht dazugehörig fühlen und alle, die den Regenbogen als Symbol der Vielfalt erkennen.
Und die "Gruppe" ist eine Aufforderung an die Allgemeinbevölkerung, an Menschen, die den Regenbogen vielleicht nicht als Vielfaltssymbol lesen, sich nicht unbedingt und unmittelbar der LGBTIQ+ zurechnen, aber mit uns dennoch ein Zeichen gegen rechts setzen wollen.
Aber am Ende ist es völlig egal, wer warum welches Motiv nutzt. Wir würden uns einfach freuen, wenn so viele Menschen wie möglich mitmachen. Entweder, indem sie unsere Motive nutzen, oder auch selbst etwas an den Start bringen. Lasst uns fighten !
Ganz viel Erfolg !
Podcast: Queer und Rechts, wie passt das Zusammen Rassismus und GesundheitAidshilfen gegen RassismusDie Aidshilfe Hamburg ist anders als Du denkst Umgesetzt haben wir die Kampagne mit den Werbegenossen
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