Die Community - es braucht mehr als einen Buchstaben
Oftmals reicht ein kurzer Blick in eines der üblichen Datingportale um zu erkennen, dass mit einer "Kultur der Vielfalt" nicht grundsätzlich zu rechnen ist. In der Liste der "don´t do this und don´t be that" ist dann alles aufgezählt, was die Community eigentlich wertvoll werden lässt: die Vielfalt.
Stattdessen wird Mensch aber mit allem konfrontiert, was die -ismen so hergeben. Anstatt also die Diversität zu feiern, boostert sich die Community noch in einen zusätzlichen Minderheitenstress hinein und macht sich das Leben unnötig schwer.
Die Situation
"Die rechtliche, gesellschaftliche und medizinische Anerkennung hat Auswirkungen auf gesundheitliche Lage von Lesben, Schwulen, bisexuellen, trans* und intergeschlechtlichen Menschen (LSBTI). Diskriminierung und Minderheitenstress können krank machen und haben insbesondere Auswirkungen auf die psychische und mentale Gesundheit, den Selbstwert und damit auch auf ein etwaiges gesundheits-schädigendes Risikoverhalten.", so der LSVD in einer veröffentlichten Forderung, die das körperliche Leiden und vor allem das Suizidrisiko dieser Gruppen betont.
"Eine Zusammenfassung von 35 Studien aus insgesamt zehn Ländern kommt zu dem Ergebnis, dass das Suizidrisiko bei LGB-Jugendlichen um das Dreifache höher ist, bei trans* Jugendlichen sogar rund sechsmal so hoch."
Eine Studie der Deutschen Aidshilfe hat bereits 2016 darauf hingewiesen, dass "verinnerlichte Abwertung" krank macht. „Diese Studie unterstreicht, dass man Gesundheit nur ganzheitlich verstehen kann. Die Zahlen belegen eine alte Weisheit der Prävention: Ausgrenzung macht krank. Prävention hingegen muss Menschen stark und selbstbewusst machen!“ DAH
Was kann die Community tun?
Wir könnten damit anfangen, uns nicht ständig gegenseitig abzuwerten, oder anderen ihre Identitäten abzusprechen. Anstatt unsere Intoleranzen gegenüber Bisexuellen, Trans*Personen, Lesben, Inter- und Pansexuellen auszubauen und unsere Vorurteile zu pflegen, sollten wir uns so oft es geht Miteinenader auseinandersetzen und uns begegnen. Wir müssen (wieder) lernen, nicht nur den einzelnen Buchstaben in LGBTIQ+ wahrzunehmen, sondern daraus auch einen wirklichen "Safe Space" für alle zu schaffen.
"Ich gehe mit meinem Partner zusammen zu CSD Demonstrationen. Ich gehe mit ihm zusammen in „queere“ Räume. Ich kann immer noch nicht den Gedanken, den ich jahrelang in unserer Community verinnerlicht habe, abschütteln: Ich gehöre nicht hierher. Ich habe das Gefühl, dass ich schief angeschaut werde. „Achja, die Heten, die auch ein bisschen tanzen wollen.“ (...) Dieses Gefühl könnte mich zerreißen. Es könnte dazu führen, dass ich mich nirgends dazugehörig fühle. Ich habe zum Glück meine Menschen, die diese Gedanken zerplatzen lassen." , so die pansexuelle Aktivistin Inken von Hacht, in ihrer Ansprache zum BI+Pride 2021 in Hamburg.
Stronger Together
Gehen wir wieder mehr aufeinander zu und versuchen, uns trotz und gerade wegen all unserer Unterschiede unter dem Begriff Community zu versammeln. Jede*r auf seine Art und Weise. Lasst uns Sichtbarkeiten schaffen und dabei immer auch die "Events der Anderen" unterstützen.
Wenn wir wieder mehr als Einheit agieren, können wir darüber hinaus auch unsere errungenen Rechte besser verteidigen, weitere Forderungen mit Nachdruck stellen und uns gegen einen politischen Rollback von rechts entgegen stemmen. Es gilt: Einigkeit macht stark. Aber dafür müssen wir anfangen, uns besser kennen zu lernen.
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Antidiskriminierungsarbeit im Jugendbereich stärken
Besonders in Schulen und Wohngruppen braucht es mehr Antidiskriminierungsarbeit. Es bedarf mehr Unterstützung für sexuelle Minderheiten und das thematisieren der notwendigen Gleichberechtigung in allen Lebensbereichen. Sprechen über Sexualitäten muss aus der Tabuzone heraus. Die Aidshilfe Hamburg ist mit dem Projekt "Plietsch" in diesem Bereich erfolgreich in den Einrichtungen der Stadt unterwegs. Es informiert zu Themen sexueller Orientierungen und geschlechtlicher Identitäten.
CG / 2023 (Bild: Pixabay)